Der Sozialdemokrat Jakob Burger und die Jüdin Hannelore Baron
Jakob Burger wuchs in Dillingen in einem katholischen Elternhaus auf. In der Dillinger Hütte wurde er zum Schlosser ausgebildet und arbeitete danach bei der Firma Franz-Méguin und für die Wasserwerke von Dillingen.
1924 schloss er sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD an und war in der Einheitsfront aktiv. Als politischer Aktivist geriet er ab 1935 in den Fokus der Geheimen Staatspolizei(Gestapo).
Er wurde zunächst entlassen und blieb für sechs-einhalb Jahre arbeitslos. 1941 fand er erst wieder Arbeit in der Herdfabrik Bartz in Dillingen. Nach einer Auseinandersetzung mit dem Betriebsführer wurde er im Oktober 1943 entlassen und wenige Tage später festgenommen.
Am 27. März 1944 wurde Burger wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Zersetzung der Wehrkraft vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 7. Jun1944 wurde das Urteil in der Stuttgarter Strafanstalt Urbanstraße vollstreckt. Zu seinen Ehren wurde die Göbenstraße in Dillingein Jakob-Burger-Straße umbenannt. Zehn Jahre später, im Zuge der Angliederung an die Bundesrepublik Deutschland, wurde die Benennung wieder rückgängig gemacht.
Die Jüdin Hannelore Baron (geb. Alexander, 1926-1987) lebte mit ihren Eltern in Dillingen. Am 9. November 1938 trafen sich NSDAP- und SA-Formationen im Lokal „Zur Flotte” und „feierten” den ersten Putschversuch der NSDAP von Adolf Hitler vom 9.November 1923. Danach überfielen sie zeitgleich die beiden jüdischen Familien Levy und Alexander (Hüttenwerkstr. 9) sowie den 80jährigen Siegfried Alkan.
Die Inneneinrichtungen der Wohnungen und Geschäftsräume wurden zertrümmert. Die Täter drangen in die Schlafzimmer ein und belästigten Frau Alexander und ihre beiden Töchter, darunter auch Hannelore Alexander, die nackt aus der Wohnung gejagt wurden und bei einem Nachbarn Zuflucht suchten. Ein Täter ging mit dem Hammer auf Julius Alexander los und verletzte ihn schwer. Der Klavierhändler Alkan wurde trotz seines hohen Alters getreten und geschlagen.
Auch seine Haushälterin Frau Z. bedrohte man mit dem Tode. Mobiliar und Musikinstrumente wurden auf die Straße geworfen. Ein jüdischer Greis, dem man Rizinusöl eingeflößt hatte, wurde johlend durch die Stummstraße getrieben. In der Nacht plünderten zahlreiche Personen aus Dillingen die überfallenen jüdischen Geschäftshäuser. Hannelore Baron floh mit ihren Eltern und ihrem Bruder vor dem NS-Terror über Luxemburg, Franreich, Spanien und Portugal in die USA und heiratete Herman Baron. Sie kam später nie wieder nach Dillingen zurück. „Es wäre deswegen ein großes Risiko für mich, nach Deutschland zu gehen, wo alles mich an das Frühere erinnern würde.” Dies schrieb sie am 24.11.1982 an Dr. Brunhilde Peter (Dillingen), die sich für ein Erinnern an Hannelore Baron einsetzte.
In Dillingen gibt es seit 1995 den Jakob-Burger-Platz (Nähe Göbenstraße). An die berühmteste Dillinger Jüdin, Hannelore Baron, erinnert nichts. Am Platz der Synagoge (Nähe Hüttenwerkstraße) stellte die Stadt 2003 auf Anregung des Seniorenbeirates einen Gedenkstein auf