Das Grab der Louise
Gueury

GUEURY, Louise * 13. Mai 1854 in Mönchengladbach, †
21. Juli 1900 in Mönchengladbach. Tochter des aus Battice bei
Verviers/Belgien stammenden Toussaint Célestin Gueury, der sich
1840 in Gladbach (bis 1888 der offizielle Name Mönchengladbachs)
niederlies und als Handelsmakler für Wolle und Kammzüge tätig war,
und der Anne Marie Pilatz. Der Vater starb 43-jährig 1860, als
Louise gerade sechs Jahre alt war, an Tuberkulose. Von der "weißen
Pest", die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als unheilbar
und vererbbar galt, wurden auch die Brüder Josèphe (1849-1877) und
Eugène (1851-1878) dahingerafft. In Louise Gueurys Heimatstadt
wütete die Krankheit sehr stark. Ihr fielen in den 1880-er Jahren
rund ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer, wobei Arme ebenso wie
Reiche betroffen waren. Die junge Frau lebte trotz des Reichtums
der Familie sehr zurückgezogen und blieb ledig. Nach dem Tod der
Brüder liquidierte sie das Handelsgeschäft und ließ ihr Vermögen
durch einen Juristen verwalten. Darüber, wie Louise Gueury ihren
Alltag gestaltete, ist nichts bekannt. Auch hinterließ sie mit
Ausnahme ihres Testamentes keine schriftlichen Zeugnisse. Sie
erkrankte schließlich selbst an Tuberkulose und erlag der Krankheit
am 21. Juli 1900 in Mönchengladbach im Alter von 46 Jahren. Von
ihrem Tod nahmen nur drei Tanten Kenntnis. Louise Gueury wurde in
aller Stille beigesetzt. Mit ihr starb der Name der Familie in
Mönchengladbach aus. - Das Interesse an der Verstorbenen änderte
sich schlagartig, als das Testament eröffnet wurde: Universalerbin
war die Stadt Mönchengladbach. Sie erhielt 960.000 Reichsmark, was
nach modernem Wert etwa 25 bis 30 Millionen Euro entspricht. Dies
war die größte Einzelstiftung, die die Stadt je erhalten hatte.
Louise Gueury hatte genaue Bestimmungen getroffen, wie das Vermögen
zu verwenden sei, eingedenk des Schicksals ihrer Familie: "Die
Stadt erichtet in möglichst nächster, passender Umgegend eine
Volksheilstätte für heilbare Lungenkranke. Die Gebäude, Anlagen und
Einrichtungen sollen Raum haben für achtzig bis hundert Betten für
Männer und Frauen mit allen der Neuzeit und der Wissenschaft
entsprechenden Verpflegungs-Einrichtungen. Auch soll ein möglichst
großes Terrain und Wald für Spaziergänge der Kranken erworben
werden." Weiter bestimmte sie, dass die Zinsen des verbleibenden
Kapitals für Freibetten verwendet werden, die mittellosen
Gladbachern zu Gute kommen, welche eine Heilbehandlung nicht selbst
zahlen können. Zwei Drittel der aufzunehmenden Patienten sollten
katholischer Konfession sein. Zur Ausführung dieser Bestimmungen
setzte Louise Gueury einen zwölfköpfigen Verwaltungsrat ein, dem
außer namentlich benannten Mitgliedern auch der katholische
Oberpfarrer, der Oberbürgermeister sowie drei Stadtverordnete
angehören sollten. "Diese Herren bitte ich dringend, um der guten
Sache willen sich dieser Aufgabe so lange als thunlich zu widmen."
Beraten wurde Louise Gueury bei der Abfassung ihres Testamentes von
ihrem Arzt Sanitätsrat Dr. Josef Blum, der von 1891 bis zu seinem
Tod 1924 die innere Abteilung des Maria-Hilf-Krankenhauses in
Mönchengladbach leitete. Blum hatte über die Tuberkulose gearbeitet
und sich auch für soziale Einrichtungen in Mönchengladbach
engagiert. Er sah seine Aufgabe nicht nur in der Bekämpfung von
Krankheiten, sondern auch in der Eliminierung ihrer Ursachen. -
Nicht nur die neu zu errichtende Heilstätte kam in den Genuß des
Erbes, auch andere soziale Einrichtungen in der Stadt. So erhielt
die katholische Pfarrkirche 25.000 Mark, deren Zinsen
Theologiestudenten zu Gute kommen sollten. Bedacht wurden auch das
katholische Waisenhaus, die Krankenschwestern arme Dienstmägde
Christi, der katholische Gesellenverein, der Anna-Verein für arme
Wöchnerinnen und der städtische Wöchnerinnen-Asylverein sowie
weitere caritative Vereine. Auch einige Verwandte wurden großzügig
bedacht sowie die langjährige Hausangestellte Katharina Hoverath.
Schließlich stiftete Louise Gueury noch zahlreiche Messstipendien.
Bis zur Umsetzung des Vermächtnisses der Stifterin sollte noch
einige Zeit vergehen. Am 27. April 1903 wurde im Hardterwald der
Grundstein für eine Lungenheilstätte gelegt, und am 4. August 1904
wurde feierlich die Einweihung gefeiert. In einem Punkt wich die
Planungen von den Vorgaben Gueurys ab: sie hatte festgelegt, dass
Kranke beiderlei Geschlechtes Aufnahme finden sollen. Das mit der
Vollstreckung des Testamentes beauftrage Kuratorium kam aber zu dem
Schluss, dass vor allem die Schaffung einer Heilstätte für Frauen
nötig sei, da es für Männer bereits zahlreiche gebe. "Dagegen ist
das Bedürfnis für weibliche Kranke ein dringendes und für unsere
Stadt Gladbach und ihre Umgebung ein um so dringenderes, weil in
den Betrieben der Textilindustrie sehr viele weibliche Kräfte
beschäftigt sind," erklärte der Mönchengladbacher Oberbürgermeister
Hermann Piecq in seiner Ansprache bei der Grundsteinlegung. Der OB
verdeutlichte, dass im Sinne der Stifterin die neue Klinik auch und
gerade den Angehörigen der ärmeren Bevölkerungsschichten offen
stehe. "Möge die durch den edlen Gemeinsinn einer Bürgerin der
Stadt M.Gladbach ins Leben gerufene Anstalt recht vielen
Lungenkranken die verlorene Gesundheit wiederbringen und so unserer
ganzen Gegend zum Segen gereichen"," verlas Piecq aus der
Grundsteinlegungsurkunde. Er schlug vor, dass die Einrichtung
künftig "Gueurystiftung" heißen solle. - Fünf Tage nach der
feierlichen Einweihung der Klinik am 4. August 1904 wurden die
ersten Kranken aufgenommen, und nach wenigen Wochen waren alle
Betten bereits belegt. Es mussten Baracken errichtet werden, um
weitere Personen unterzubringen. In Mönchengladbach erinnert bis
heute neben der Hardterwald-Klinik ihr Grab und die
Louise-Gueury-Straße an die Stifterin, die ihren Mitmenschen das
eigene Schicksal ersparen wollte.
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn
Dr. phil. Christoph Waldecker M.A.
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"Der verklemmte
Mühlstein" und dem
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