Sankt Martin ist die Zeit der Weckmänner und Stuten-Kerle. Die Überlebenschance dieser Species ist recht gering. Oder hat schon mal jemand einen Weckmann im Sommer getroffen?
Nur Eintagsfliegen leben noch kürzer als diese bedauernswerten Kreaturen. Die meisten ergeben sich ihrem grausigen Schicksal und werden von mehr oder weniger großen Kindern von 1 bis 99 vertilgt, verdaut und ausgeschieden.
Einer war geflohen - heraus aus der Backstube des Bäckers aus Lüllingen - hinein in das wilde Treiben auf dem Lüllinger Spielplatz. Dass das kein guter Ort für einen unerfahrenen Stutenkerl ist, musste unser Held alsbald merken. Eine Horde ausgehungerter Grundschüler näherte sich ihm schnellen Schrittes um ihm den Garaus zu machen. Behende sprang er von Spielgerät zu Spielgerät, hechtete über den Zaun und überquerte die Kevelaerer Straße. Über Bonnesweg und Giesendyck verloren die gierigen Monster seine Spur. Entkräftet suchte er hinter einer grauen Plastiksäule Schutz. Dort sollte ihn doch hoffentlich niemand finden. Ein gutes Versteck. Die Kinder hatten schon lange das Interesse an ihm verloren.
Der Regen kam...erst ein leiser Niesel, stetig stärker werdend. Dicke Tropfen drangen bald schon in ihn ein. Spurlos wollte er nicht aus dem Leben scheiden. Schnell schrieb er einen Abschiedsbrief, steckte ihn in eine Dose und vergrub diese dann nahezu vollständig neben seinem Versteck. Der Regen gab ihm dann bald den Rest...ließ nur ein Häufchen matschigen Teig übrig, der dann auch bald im Waldboden versickerte. Ein trauriges Schicksal.
Wir gedenken seiner jedes Mal, wenn wir einen Weckmann essen und wenn wir uns in seinem (Kondolenz-) LogBuch verewigen.
bbs1970