Landesarchiv Merseburg
Die Abteilung Merseburg des Landesarchivs Sachsen-Anhalt befindet sich in einem 1914 als Quittungskartengebäude (Karteihaus) der Landesversicherungsanstalt erbauten Gebäude nebst Anbau aus dem Jahr 1999.
Nachdem das Gebäude von August 1945 bis Ende 1947 als Sitz der Bezirkskommandantur der SMAD fungierte, wurden hier von 1948 bis 1993 die im Zweiten Weltkrieg in den Salzbergwerken Schönebeck und Staßfurt ausgelagerten historischen Archivbestände des Preußischen Geheimen Staatsarchivs verwahrt. Als Historische Abteilung II des Deutschen Zentralarchivs (seit 1976: Zentrales Staatsarchiv, Dienststelle Merseburg) bestand das Archiv bis 1993. Nach der deutschen Wiedervereinigung gelangten diese Bestände nach Berlin in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zurück.
Das Gebäude wurde 1993 Sitz des neu gegründeten Landesarchivs Merseburg, heute Abteilung Merseburg des Landesarchivs Sachsen-Anhalt. Im Jahr 1999 wurde der Magazinbau um den Anbau eines Verwaltungsgebäudes erweitert, in dem sich neben Büros der Lesesaal sowie ein Ausstellungs- und Vortragsraum befinden. Der Magazinbau mit sieben Einzelmagazinen weist eine Kapazität von 13.500 laufenden Meter (lfm) auf und wird aktiv klimatisiert.
Die 1.250 Archivbestände umfassen nicht nur 11.260 laufende Meter Akten, sondern 20.000 Karten, Pläne und Risse sowie 2.25 Millionen Fotos und Filme. Die Überlieferung setzt um 1816 ein und reicht vom Regierungsbezirk Merseburg in der preußischen Provinz Sachsen über die Bezirksverwaltung Merseburg mit den Kreisverwaltungen (1945–1952) bis zum Ende des DDR-Bezirkes Halle 1989/90. Sie dokumentiert 175 Jahre Verwaltungshandeln der mittleren und unteren Provinzial-, Bezirks- und Landesbehörden sowie der Gerichte und sonstigen staatlichen Einrichtungen im südlichen Sachsen-Anhalt.
Zum Profil der Merseburger Überlieferung gehören darüber hinaus umfangreiche Wirtschaftsbestände, die im Ballungsraum um Halle von der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis hin zu den Kombinaten der DDR entstanden sind, sowie Archivgut von gesellschaftlichen Organisationen der DDR im Bezirk Halle, v.a. des FDGB.
Zu den Besonderheiten der Überlieferung der Abteilung Merseburg des Landesarchivs gehört insbesondere die umfangreiche, vorrangig in den Wirtschaftsbeständen konzentrierte Überlieferung an Fotografien, v.a. die umfassenden und geschlossenen Fotobestände der Leuna- und Buna-Werke. Hervorzuheben ist außerdem der Bestand an Filmmaterial, der ein breites Spektrum von Lehr-, Arbeitsschutz-, Dokumentar- und Propagandafilmen umfasst.
In ihrer historischen Dichte als herausragend zu bezeichnen ist zudem die knapp 500 lfm umfassende Überlieferung der Mansfeld AG für Bergbau und Hüttenbetriebe, Eisleben und Mansfelder Kupferschieferbau AG mit Tochtergesellschaften Eisleben sowie des VEB Mansfeld Kombinat Eisleben.
Quelle: Landesarchiv Sachsen-Anhalt