Die Geologie am Gaisberg bei Kirchberg in Tirol.
Im Bezirk Kufstein liegen Gesteine sehr verschiedenen Alters nebeneinander und übereinander. Die ältesten Gesteine des Koffers, die Wildschönauer Schiefer, entstanden in der so genannten Grauwackenzone vor ca. 440 Millionen Jahren. Die jüngsten Gesteine des Unterinntaler Tertiärs sind mit ca. 30 Millionen Jahren im Vergleich dazu jung. Diese gewaltigen zeitlichen Dimensionen, in denen sich Geologie sehr langsam abspielt, sind für uns schwer vorstellbar. Verdichten wir einmal die Zeitspanne, aus denen im Bezirk Kufstein Steine erhalten geblieben sind, zu einem einzigen Tag: Dann sind die Wildschönauer Schiefer 24 h alt. Als der halbe Tag bereits vergangen ist, beginnen nach 12,8 h in der mittleren Trias die ersten großen Dinosaurier die Welt zu bevölkern. Als die jüngsten Gesteine des Bezirks um 22:22 Uhr entstehen, sind die Dinosaurier bereits seit 2 h ausgestorben. Der Mensch, dessen älteste Fossilfunde auf ca. 200 000 Jahre datiert werden, taucht gerade einmal 40 Sekunden bevor unser Tag zu Ende geht auf.
Am Gaisberg bei Kirchberg kann man im Rahmen einer wunderschönen Höhenwanderung auf engem Raum verschiedene Gesteine sowie eine markante Gesteinsgrenze besichtigen und wird auf diversen Infotafeln über die Geologie am Gaisberg informiert.
Sieht man vom Kalkstock des Grossen Rettensteins und mancher anderer Berge ab, so ist das Baumaterial der Kitzbüheler Alpen Ton- und Schiefergestein der sog. Grauwackenzone, die sich wie eine Grenzlinie zwischen die nördlichen Kalkalpen und die Zentralalpen legt. Die Bildung bzw. Auffaltung ihrer meist dunklen Gesteine erfolgte überwiegend während der variskischen Gebirgsbildung im mittleren Erdaltertum vor ca. 350-450 Mio. Jahren. Die Gesteine der Kitzbüheler Alpen sind somit wesentlich älter als die des benachbarten Kaisergebirges mit ca. 150-250 Mio. Jahren. Während der alpidischen Faltung wurden Sie nicht von den Schichten des hellen Wettersteinkalks oder Hauptdolomits überlagert bzw. verschwanden diese Schichten wieder durch Abtragungsprozesse. Gehoben wurden die Kitzbüheler Alpen genauso wie das Kaisergebirge von der Alpidischen Hebung die vor ca. 50 Mio Jahren begann und bis heute andauert.
Als gebirgsbildendes Material sind hier Phyllite, Schiefer, metamorphe Vulkanite, ferner schwach metamorphe Kalksteine (Marmore), Quarzite und die namensgebende – aber im engeren Sinne nur untergeordnet vorkommende – Grauwacke vorherrschend. Die sehr rohstoffreiche Grauwackenzone ist reich an Bodenschätzen (Eisen, Kupfer, Magnesit, Graphit usw.). Geologisch hat sich die Grauwackenzone bei der Auffaltung der Alpen aus dem Meeresboden des Ur-Mittelmeeres Tethys gebildet.
Aufgrund des vergleichsweise weichen Gesteins, der starken Verwitterung und der eiszeitlichen Überformung der aus den Hohen Tauern und Zillertaler Alpen einst nordwärts fließenden Gletscherströme sind die Berge der Kitzbüheler Alpen meist rundliche von Gras bewachsene sanfte Kuppen deren Gipfel rund um die 2000m Marke liegen.
Geologie Österreich:
Geologie Detail Tirol:
Der 1770m hohe Gaisberg, Hausberg der Kirchberger wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, doch bei näherer Betrachtung hebt er sich aufgrund seiner geologischen Beschaffenheit von den umliegenden sanften Grasbergen der Kitzbüheler Alpen deutlich ab: Sein rund 200 Millionen Jahre altes Gestein ist nur etwa halb so alt wie die angrenzenden Gesteine der Grauwackenzone, aus denen die anderen Berge bestehen.
Der Grund dafür ist eine Gesteinsverschiebung im Zuge der Alpenfaltung während der alpidischen Gebirgsbildung vor 40 Millionen Jahren. Dabei wurden Gesteine der nördlichen Kalkalpen über weite Strecken von Süden nach Norden geschoben und ein "kleiner" Teil blieb als Deckenrest unterwegs hängen - der Gaisberg. Er ist also bei der gigantischen Deckenverschiebung vom Wilden Kaiser abgerissen und liegt seitdem als sogenannter Trias-Inselberg isoliert inmitten mindestens doppelt so alter Gesteine aus dem Erdaltertum. Im Vergleich zur besonders rohstoffreichen Grauwackenzone ist dieser Fels der Kalkalpen arm an Bodenschätzen.
Im Bereich der Wiegalm (siehe Referenzpunkt) verläuft die markante geologische Grenze. Die im Sommer bewirtschaftete Hütte liegt eingebettet zwischen den Hängen des Gaisbergs (Kalkgestein) und des Gampenkogels (Grauwackenzone). Die ältesten Gesteine des Gaisbergs (200 Mio. Jahre) grenzen hier unmittelbar an die mindestens doppelt so alten Gesteine der Umgebung. Durch diese einzigartige Beschaffenheit herrscht im oberen Bereich des Gaisberges eine permanente Wasserarmut, weshalb auch kaum Quellen oder Bäche ihren Weg ins Tal suchen. Umso mehr wundert man sich über den kleinen Teich bei der Kobingerhütte. Der Unterschied in der Gesteinsdecke ist an wenigen Stellen an der Farbe der Gesteine - grossflächig aber an der Verschiedenheit der Pflanzendecke zu sehen.
Besonders im Frühling und Frühsommer bieten die steil abfallenden Hänge des Gaisbergs mit Ihren Orchideen, mit Enzian, Alpenaurikel, Türkenbund, Brunellen, Almrausch, Silberdistel und noch manch anderer floralen Rarität ein prachtvolles Blütenmeer, während die gegenüberliegenden Bergwiesen des Gampenkogels mit einer gänzlich anderen Flora - Rostblätrige Almrose, Arnika, Purpur-Enzian etc. sind typische Alpenblumen im Schiefergestein - aufwarten kann.
Wer also vor der Wiegalm ein paar Meter von der linken auf die rechte Seite des Weges hinüberwechselt, überquert einen geologischen Zeitraum von mehr als 200 Mio. Jahren.
Die nachfolgenden Gesteinsarten könnt Ihr während Eurer Wanderung an manchen Stellen offenliegend, ansonsten unter der Vegetationsdecke entdecken:
- Schiefer, Grauwackenzone, Alter 450-360 Millionen Jahre (Ordovizium bis Devon):
- Phyllite, Grauwackenzone, Alter 450-360 Millionen Jahre (Ordovizium bis Devon):
- Meta-Gabbro, Grauwackenzone, Alter 450 Millionen Jahre (Ordovizium):
- Alpiner Bundsandstein, nördl. Kalkalpen, Alter ca. 250 Millionen Jahre (Untere Trias):
- Alpiner Muschelkalk, nördl. Kalkalpen, Alter ca. 245-240 Millionen Jahre (Mittlere Trias):
- Wettersteinkalk/Wettersteindolomit, nördl. Kalkalpen, Alter ca. 240 Millionen Jahre (Mittlere Trias):
- Hauptdolomit, nördl. Kalkalpen, Alter ca. 220 Millionen Jahre (Obere Trias):
Der Gaisberg kann überdies noch mit einer weiteren geologischen Besonderheit aufwarten, dem sogenannten Gesteinsfindling. Beim Anstieg von der Wiegalm zum Gaisberg-Joch befindet sich auf dem ersten Plateu oberhalb der Hütte ein grosser Felsblock mitten im Almgelände, der auch dem ungeschulten Blick durch seine andersartigkeit sofort auffällt. Im Gegensatz zu den Kalkfelsen der Umgebung ist er reich mit Flechten bewachsen. Er gehört auch tatsächlich nicht hier her sondern ist auf dem eiszeitlichen Gletscherstrom aus den Hohen Tauern "angereist" und gegen Ende der Eiszeit vom abschmelzenden Eis hier abgelagert worden. Auch blutige Felsen sind am Gaisberg als weitere, dritte geologische Besonderheit zu finden.
Bild Blutige Felsen:
Vom Gipfel des Gaisbergs aus hat man eine imposante Aussicht auf die großartige Berg- und Gebirgslandschaft der Kitzbüheler Alpen und des Kaisergebirges. Nahezu jeder bekannte Berggipfel ist von hier aus gut zu sehen. Von der Hohen Salve im Westen über den majestätischen Wilden Kaiser im Norden bis hin zum Kitzbüheler Horn und dem berümten Hahnenkamm im Osten. Im Süden baut sich der Große Rettenstein vor einem auf und dahinter können sogar die Hohen Tauern bestaunt werden.
Die Harlassanger Bergkapelle auf ca. 1600m am Gaisberg gilt als Naturkraftplatz und ist ein schöner Rastplatz.
Um alle Besonderheitem am Gaisberg zu sehen wandert Ihr am besten auf dem Panorama- und Almenwanderweg Goasberg Joch. Dieser Weg ist einer der schönsten in den Kitzbüheler Alpen, ein einzigartiges Wandervergnügen in zum Teil hochalpinem Gelände. Entlang des Wanderwegs seht Ihr 5 Tafeln mit zahlreichen Informationen. Vielleicht gibt es ja einen ortsansässigen Cacher der im lauf der Zeit am Weg noch ein paar Dosen "verliert".
Daten zur Wanderung:
reine Gehzeit 2-3 Stunden, Länge 9 KM, Höhendifferenz ca. 500m (1264-1776m), Wanderung mit alpinem Charakter, bitte nur mit festem Schuhwerk!
Wer ohne die Seilbahn zu nutzen vom Parkplatz aufsteigen will hat mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist z.B. von der Kirchangerkapelle Richtung Gasthof Obergaisberg und von dort auf einem Schotterweg (im Winter Rodelpiste) an einem Speichersee vorbei zur Bergstation. Gehzeit, Länge und Höhe erweitert sich dementsprechend.
Um diesen EC loggen zu dürfen musst Du folgende Fragen beantworten:
1. Wie, aus welchem Material und wann sind die sogenannten "blutigen Felsen" entstanden?
2. Aus welchen 2 Gesteinsarten besteht der Gaisberg?
3. Aus welchem Gestein ist der Gesteinsfindling und bei welchen Koordinaten liegt er?
4. Bei welcher Koordinate nahe der Wiegalm kannst Du Deiner Meinung nach die geologische Grenze am besten sehen?
5. Warum hast Du dich in Frage 4 für diese Koordinate entschieden, was siehst Du vor Ort und/oder welche Infos aus dem Listing führt zu dieser Entscheidung?
FREIWILLIG, optional: Ich würde mir ein Bild von Euch während der Tour wünschen, z.B. an der Wiegalm, am Gesteinsfindling oder/und am Tor des Goasberg Joch Wanderwegs, am Gipfelkreuz... Es gibt unzählige schöne Fotomotive dort, Danke für Eure Bilder!
Ich wünsche Euch viel Spass bei der Wanderung und der Entdeckung der geologischen Besonderheiten am Gaisberg. Wenn Ihr diesen EC schön findet freue ich mich über ein blaues Herz. Die Antworten sendet Ihr mir bitte per Mail oder Message. Auf eine Logfreigabe braucht Ihr nicht zu warten. Falls eine Frage komplett falsch beantwortet wurde melde ich mich bei Euch.
Hier noch eine Karte der Wanderung:
Vielen Dank an die Universität Innsbruck sowie an die Geologische Bundesanstalt in Wien die mich mit Informationen und Bildern versorgt haben und somit einen erheblichen Teil beitrugen damit ich als Nicht-Geologe diesen Earthcache nach Wünschen des Reviewers gestalten konnte. Danke auch an den EC-Reviewer GeoawareDE10 der mir nach einem Hilfeschrei ebenfalls noch ein paar Ratschläge gab. Der Reviewprozess dauerte über 6 Monate und ohne all diese Hilfe wäre es mir nicht möglich gewesen diesen EC nach den aktuellen Regeln und Anforderungen zu erstellen.