90% unseres Waldes in Mitteleuropa wäre ohne menschlichen Einfluss Buchenurwald, hier bei uns im Allgäu allerdings Buchen-Weißtannenurwald. Aus wirtschaftliche Gründen, aber auch aus der Not heraus, große Kahlflächen (Reparationshiebe der Franzosen nach dem 2. Weltkrieg) schnell wieder in Wald zu überführen, wurden in Deutschland diese Flächen mit Fichten wiederaufgeforstet. Fichten haben gegenüber Laubholz und Weißtannen den Vorteil, frostunempfindlich, und für Rehwild und Wühlmäuse als Futter unattraktiv zu sein. Außerdem wachsen sie schnell und produzieren hochwertiges Bauholz und Papierholz. So entstanden in Süddeutschland riesige Fichtenmonokulturen, wo von Natur aus eigentlich Mischwald aus Tanne und Buche vorherrschend wäre. Fichte würden bei uns nur selten im Naturwald vorkommen, hauptsächlich an Moorrändern und in felsigen Hochlagen der Alpen. Mit zunehmender Klimaerwärmung zeigten sich allerdings in den letzten Jahrzehnten die gravierenden Nachteile der Fichte, vor allem, wenn sie im Reinbestand ohne weitere Mischbaumarten gepflanzt war: Fichten wurzeln , vor allem auf staunassen Böden, nur sehr flach und sind dadurch extrem sturmwurfgefährdet. Außerdem sind sie (auch wieder vor allem als Reinbestand) sehr anfällig für Schadinsekten. Hauptschädling ist eine Borkenkäferart, der Buchdrucker, der in trockenen Sommern zur Massenvermehrung neigt und hunderte von Hektaren Fichtenwälder innerhalb wenige Monate vernichten kann. Das Holz der durch Borkenkäfer getöteten Fichten ist zwar noch verwertbar , aber zu geringeren Preisen. All diese Nachteile hat die Tanne nicht, sie hat keine zur Massenvermehrung fähigen Schädlinge, besitzt eine tiefwurzelnde Pfahlwurzel und ist somit seht sturmstabil. Sie wird auch nach Rindenverletzungen nicht von Fäulnispilzen befallen wie die Fichte. Aber sie wird als junges Bäumchen extrem gerne vom Rehwild verbissen und ist durch überhöhte Rehwildbestände (Rehe sind eine der wenigen Tierarten, die von unserer Kulturlandschaft profitieren und sich nach dem 2. Weltkrieg stark vermehrten) sehr selten geworden. Rehe beißen hauptsächlich im Winter, wenn außer Brombeeren wenig anderes Grünfutter verfügbar ist, mit Vorliebe die Gipfelknospen von den Spitzen der jungen Tannen ab. Erfolgt dies immer wieder über mehrere Winter, geht die junge Tanne ein oder wird von Brombeeren überwachsen. Somit wäre die Tanne für die nächsten Waldgenerationen verloren, obwohl wir sie wegen globaler Klimaveränderung nötiger brauchen als je zuvor!
Dies wollen wir durch Anbringen von Plastikschutzkappen vor dem Winter an den Gipfeltrieben der jungen, 10 cm bis 1,3 m hohen Tannen verhindern. Frisst das Reh nur wenige Seitentriebe der jungen Tannenbäumchen, ist das für die Pflanze nicht tragisch, die Knospe des nach oben wachsenden Mitteltriebes ("Stämmchen") muss aber unversehrt bleiben, um der Tanne ein Überleben zu ermöglichen!
Datum: Samstag, 22. Oktober 2016
Beginn: 14.00 Uhr
Dauer: je nach Teilnehmerzahl 2 bis 3 Stunden
Das CITO findet im Wald statt - entsprechende Kleidung ist von Vorteil ;-)
Das CITO findet gemeinsam mit dem Revierförster Herr Kempf und dem zuständigen Jäger Herr Baumann statt.
Treffpunkt: Waldparkplatz Lange Linie (Nordic-Walking Parkplatz)
Bis bald, im Buchwald
oneirod75