Neulich war Waldelb Perfen wieder mal auf Schatzsuche im Dorf unterwegs.
Plötzlich kam es ihm so vor, als hätte er ein leises Geräusch gehört und blieb stehen. Nichts. Als er weiterging, hörte er es wieder. Es klang wie ein Hilferuf. "Verdammt" dachte er, "so ein übernatürlich gutes Gehör kann schon eine echte Plage sein...". Schließlich gelang es ihm, die Richtung zu orten, aus der der Hilferuf kam. Und tatsächlich, es wurde immer lauter. Bis er schließlich vor einem merkwürdigen Ding stand, das er im Dorf an so einem Ort noch nie gesehen hatte. Seltsam...
"Hilfe" rief es wieder. "Ist da jemand?".
"Ja, ja..." antwortete Perfen. "Ich bin es, Perfen, der Waldelb. Was ist passiert? Wer bist Du und was um alles in der Welt machst Du da drin?"
"Ich bin Gnorx. Gnorx aus der Familie der Lockbücher" kam es aus dem Ding. "Ich wurde vom überaus gemeinen Zauberer onGen aus meiner Heimat entführt und hier in diesem Labyrund gefangen gehalten."
"Laby... was?" fragte Perfen.
"Labyrund! Hör doch richtig zu! Ich habe keine Ahnung, warum ich hier festgehalten werde. Ich glaube aber, man will Lösegeld erpressen. Wir Lockbücher sind nämlich SEHR wertvoll, musst Du wissen".
Da horchte Perfen auf. Er mochte wertvolle Dinge. Sein Interesse war geweckt. "Und wie kann ich Dir helfen?"
"Vor einiger Zeit kam schon einmal ein weiser Mann hier vorbei und fand heraus, wie man mich herausholen kann. Leider ist er während des Befreiungsversuchs verrückt geworden und schreiend davongelaufen. Das kann nämlich SEHR lange dauern. Sei also gewarnt!".
"Auch das noch," dachte Perfen, "da wird es wohl wieder spät mit dem Abendessen...". "Also, Gnorx, wie soll das denn nun funktionieren?"
"Such erst mal den gelben Zauberstab," sagte Gnorx, "ohne den hast Du keine Chance. Der weise Mann hat ihn am Rand des Labyrund gefunden. Er sagte mir aber nicht, wo. Da musst Du wohl selber suchen und ihn mit einem Gegenstand aus Eisen aus seinem Schacht herausholen"
Perfen suchte und fand schließlich ein kleines, gelbes Stäbchen. "Ich hab ihn gefunden!" jubelte er. "Und jetzt?".
"Jetzt musst Du mich suchen", sagte Gnorx. "Streiche mit dem flach gelegten Stab über das Labyrund und lass den Stab auf mich zeigen. Das geht ganz allein durch die Zauberkraft des Stabes. Sagte der weise Mann...".
Perfen wusste zwar erst nicht, was gemeint war und probierte eine Weile herum. Doch plötzlich hatte er es! Der Stab zeigte mit einer Geste an, wo Gnorx sich befand! Auch Gnorx hatte das gemerkt und jubelte "Du hast mich gefunden! Hurra!".
Perfen war begeistert. Aber wie sollte es weitergehen? "Wie bei allen Mitgliedern der Lockbuchfamilie fühle ich mich unwiderstehlich von der Ausstrahlung dieser speziellen Zauberstäbe angezogen und lasse mich nur so herauslocken. Anders geht es nicht." sagte Gnorx. "Ich kann Dir dabei aber leider nicht helfen, hier drin ist es stockduster. Du musst ganz langsam und mit viel Gefühl arbeiten. Aber bitte nicht so langsam, wie der Weise vor Dir. Noch mal verkrafte ich das nicht... Und noch was: Lass mich bitte nicht fallen, wenn ich am Ausgang bin. Wir Lockbücher sind SEHR zerbrechlich...".
Also versuchte Perfen sein Glück. Doch leider war im Gegensatz zu seinem Gehör seine Geduld eher schwach ausgeprägt. Schon nach wenigen Stunden warf er das Handtuch, legte den Zauberstab zurück und gab erschöpft auf. "Es tut mir Leid, lieber Gnorx, ich schaffe das nicht. Ich fühle mich schon ganz schlapp".
"OH NEIN!" rief Gnorx. "BITTE! Du musst mich rausholen!".
"Ja ja..." versuchte Perfen ihn zu beruhigen. "Ich kenne eine Menge verrückte Leute, "Geocacher" nennen die sich, die sehr viel mehr Geduld haben als ich. Ich sage denen schnell durch einen Publish Bescheid, und dann kann es nicht mehr lange dauern".
Schweren Herzens ließ Perfen den kleinen Gnorx allein und machte sich auf den Weg, den Hilferuf kund zu tun.