Zusatzinformation
Ev.-luth. St. Laurentius und Vincentius Kirche Backemoor
Die St. Laurentius- und Vincenz-Kirche aus dem 13. Jahrhundert
ist weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Der schöne, helle
Kirchraum mit Altar und Kanzel von 1701, sowie eine Wenthin-Orgel
von 1783 laden zum Gottesdienst, zur Stille und zum Gebet ein. Der
Kirchenraum wurde Anfang der 70er Jahre grundlegend renoviert. In
der Kirche finden in lockerer Folge Konzerte statt, die großen
Anklang finden. Gestaltet werden sie von Chören der
Kirchengemeinde. Außerdem gibt es eine Reihe "Alter Musik in
Backemoor", die vom Kulturring Rhauderfehn organisiert wird.
Die Evangeliumsverkündigung im östlichen Teil Frieslands begann
etwa um das Jahr 800 durch den Apostel der Friesen "Liudger".
Heidnische Normannen zerstörten die kirchlichen Anfänge jedoch
weithin wieder. Die älteste Kirche Backemoors stand weiter nördlich
auf dem nicht mehr vorhandenen "Oll Hoff (Alter Friedhof). Die
jetzige Saalkirche mit Apsis wurde um das Jahr 1250 errichtet und
hatte ursprünglich drei Portale, zwei an der Süd- und eines an der
Nordseite. Die Fenster sind bis auf das mittlere der Apsis später
vergrößert worden.
Wahrscheinlich um das Jahr 1430, zur Zeit der ostfriesischen
Häuptlingsfehden, ist die Kirche, umgeben von Wall und Graben, in
eine Wehrkirche umgestaltet worden. Das Kirchenschiff wurde
verkürzt, die Seitenportale zugemauert und ein mächtiger Westturm
mit Schießscharten errichtet, in dessen Wänden eine Treppe nach
oben führt. Dieser für die friesische Küste typische Satteldachturm
mit Treppengiebel und steigendem Spitzbogen galt lange Zeit als
Wahrzeichen des Overledingerlandes.
Die in politischen und kirchlichen Angelegenheiten weithin
selbständige Gemeinde entschied sich während der Reformationszeit
für die evangelisch-lutherische Lehre. Nur für kurze Zeit
(1583-1591) galt durch staatlichen Druck die
evangelisch-reformierte Kirchenordnung. Daran dürfte es liegen,
dass hier im Gegensatz zum nördlichen Ostfriesland keine
mittelalterlichen Kunstgegenstände erhalten geblieben sind.
Aus der Erbauungszeit der Kirche (13. Jh.) stammen noch die
Weihkreuze an den Seitenwänden und die hochromanischen ornamentalen
und figürlichen Wandmalereien im Apsisbogen, die zu den drei
ältesten Ostfrieslands zählen, sowie eine gemauerte Bank im
Innenraum der Apsis. Im Jahre 1972 erfolgte eine grundlegende
Renovierung der Kirche: Versetzung der Orgel von der Ostseite des
Kirchenschiffes, an der sie den Altarraum nahezu völlig verdeckte,
zur Westseite; Entdeckung und Restaurierung der Weihkreuze und
Wandmalereien, sowie des heute im Altarraum aufgestellten
Grabsteines des "Ibel Schatteborg" aus dem Jahre 1678;
Neuanfertigung der Fenster, des Gestühls und des Taufsteines;
Einbau der Heizungsanlage. Die jetzige Ausstattung der Kirche
beinhaltet daneben den Flügelaltar im Stile ostfriesischer
Bauernmalerei aus dem Jahre 1701, die Kanzel aus dem Jahre 1702 und
drei Kronleuchter aus den Jahren 1701, 1790 und Mitte des 19.
Jahrhunderts.
Die unter Denkmalschutz stehende Barockorgel von J. F. Wenthin
(Emden) aus dem Jahre 1783 mit 12 Registern, 833 Pfeifen und
Pedalklaviatur mit geschnäbelten Tasten, restauriert in den Jahren
1978-1982, gehört zu den wertvollsten Instrumenten in der an sich
schon reichen ostfriesischen Orgellandschaft. Auch die im Jahre
1976 wieder freigelegte ursprüngliche Bemalung des Orgelprospektes
in seiner ungewöhnlichen Art der Marmorierung dürfte für das 18.
Jahrhundert in Niedersachsen einmalig sein.
Die ältesten bekannten Glocken stammten aus dem Jahre 1430.
Durch die Ablieferungsvorschriften der beiden Weltkriege gingen
jedoch alle älteren Glocken verloren. Das jetzige Geläut entstand
1961 ("D"-Glocke, Ø 135 cm, 1350 kg) und 1974 ("C"-Glocke "Maria",
Ø 154 cm, 2080 kg und "F"-Glocke "Laurentius", Ø 115,5 cm, 960 kg),
wohl das schönste Geläut im Umkreis.
Der auf dem Kirchturm befindliche Schwan ist das Symbol der
lutherischen Kirche im ostfriesischen Raum. Das Symbol geht zum
einen auf Martin Luther und zum anderen auf vorchristliche
friesische Traditionen zurück.
Zur Kirchengemeinde Backemoor zählen heute etwa 600
Seelen.